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  Operative Adipositastherapie

Die chirurgische Adipositastherapie wird auch als bariatrische Chirurgie bezeichnet. Hier erläutern wir die unterschiedlichen Möglichkeiten der chirurgischen Therapie der Adipositas. 
 

Operationstechniken

Die bariatrische Chirurgie ist ein sich sehr dynamisch entwickelndes Feld. Nebst etablierten Operationsmethoden entstehen auch zahlreiche neue Methoden. In diesem Wirrwarr von Techniken muss beachtet werden, dass eine Operation nebst guten kurzfristigen Resultaten insbesondere auch im Langzeitverlauf gute Ergebnisse hinsichtlich Gewichtsverlauf und Verbesserung der Begleiterkankungen zeigen muss. Hinzu kommen gerade bei neuen Methoden  unbekannte Langzeitfolgen und Risiken. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es grundsätzlich drei etablierte Operationsmethoden die den Beweis der Langzeitwirkung und Sicherheit erbracht haben. Nebst einigen weiteren älteren Methoden die grösstenteils verlassen wurden mangels ausreichender Wirkung, existieren zahlreichste neue Methoden (z.B. Omega-Loop oder One Anastomosis Bypass, SADI, SADI-S, Bariclip etc.). All diese neuen Methoden sind aktuell noch als experimentell zu betrachten und sollten deshalb nur im Rahmen von kontrollierten klinischen Studien durchgeführt werden.  

Proximaler Magenbypass

Dies ist der Gold-Standard der bariatrischen Operationen. Sehr gute Langzeitresultate bei guter Sicherheit und die wohl grösste Langzeiterfahrung (erste Operationen in den 1950er Jahren) sprechen für diese Operation. 

Sleeve-Gastrektomie

Die Sleeve-Gastrektomie ist eine neuere Operationstechnik. Ihre Sicherheit und Wirksamkeit wurde aber inzwischen ausreichend belegt, sodass sie als Standard-Operation anerkannt ist. 

Biliopankreatische Diversion

Die Biliopankreatische Diversion stellt eine Maximal-Operation dar mit sehr gutem Gewichtsverlust und guten Langzeitergebnissen. Aufgrund ihrer Funktionsweise führt sie aber zu starken Nebenwirkungen für die Patienten. Sie kommt deshalb nur für sehr ausgewählte Patienten in Frage. 

Proximaler Magenbypass

Der proximale Magenbypass wurde erstmals in den 1950er Jahren durchgeführt. Zu dieser Zeit wurden die Operationen noch über einen grossen Bauchschnitt durchgeführt. Dank der Einführung der Laparoskopie konnte die Operation dann über wesentlich kleinere Schnitte erfolgen. Dies hat die Risiken und die Belastung der Operation massiv reduziert. Heute handelt es sich um eine hochstandardisierte Routine-Operation mit sehr geringen Risiken.
Beim proximalen Magenbypass wird der Magen mit Hilfe einer Dünndarmschlinge umgangen (Bypass). Die Nahrung gelangt dann nach dem Schlucken nicht in den Magen sondern direkt in den Dünndarm. Erst mit einer zweiten Verbindung zwischen den Dünndarmschlingen erfolgt die Beimengung der Verdauungssäfte (Galle, Magensäure, Pankreassekrete) zum Nahrungsbrei und die Verdauung (Absorption) kann im gemeinsamen Dünndarmabschnitt erfolgen. 
Der Haupteffekt des Magenbypass liegt nicht primär in der Einschränkung der Essmenge oder der reduzierten Absorption. Viel wichtiger ist ein direkter Effekt auf den Stoffwechsel der bereits kurze Zeit nach der Operation (Stunden bis Tage) eintritt. Ein Mangel an Nährstoffen ist nach dieser Operation nicht zu erwarten (ausgenommen Vitamine).
Eine wichtige Komplikation des Magenbypass ist die Ausbildung von inneren Hernien. Dabei kommt es zum Einklemmen einer Dünndarmschlinge in einer inneren Hernienlücke. Diese Lücke entsteht zwischen den Dünndarmschlingen, die für die Herstellung des Bypass verwendet werden. Trotz Verschluss dieser Lücken während der Erstoperation kann es in 3-5% der Patienten zur Bildung einer inneren Hernie kommen. In diesen Fällen ist eine erneute Operation notwendig. 
Der Magenbypass ist eine potentiell reversible Operation.

Wichtigste Punkte zum Magenbypass: Risiken, Resultate

Risiken

 

  • Innere Hernien (ca. 3%)
  • Vitaminmangel

Gewichtsverlust

 

  • ca. 68% EBMIL*
  • Langfristige Wirkung  

Reflux

 

  • Beste Anti-Reflux- Operation

Komorbiditäten

 

  • Diabetesremisssion 
  • Arterielle Hypertonie 
  • Dyslipidämie

*EBMIL: Excessive BMI Loss: Dieser Wert gibt an, wieviel Übergewicht verloren wird. Als Basis dient eine BMI-Obergrenze von 25. Alles über 25 ist Übergewicht. Der EBMIL gibt an, wieviele Prozent dieses Übergewichts verloren werden. 
Berechungsbeispiel: BMI initial 45kg/m2. Dies entspricht einem Übergewicht von 20 BMI Punkten (45-25=20). Wenn nun 70% hiervon verloren werden können entspricht dies einer Reduktion des BMI von 45 auf 31 (70% von 20 = 14 Punkte. 45-14=31)

Sleeve-Gastrektomie

Die Sleeve-Gastrektomie (Schlauchmagen-Bildung) ist eine neuere Operation. Ursprünglich war sie als Bestandteil der biliopankreatischen Diversion durchgeführt worden. Dort zeigte sich bei Patienten, die ein zweizeitiges Vorgehen erhielten (zuerst Bildung des Schlauchmagens, dann in einer zweiten Operation die biliopankreatische Diversion), dass die Patienten oft schon ausreichend Gewicht verlieren konnten. So etablierte sich die Operation als selbständiger Eingriff. 
Grundsätzlich wird bei der Sleeve-Gastrektomie ein grosser Teil des Magens reseziert. Dies führt zu einer deutlichen Verkleinerung des Restmagens. Mittlerweile hat sich aber gezeigt, dass die Wirkung des Schlauchmagens weit über die reine Restriktion (Einschränkung der Nahrungsmenge) hinaus geht. Der Hauptwirkmechanismus besteht in einer sehr starken Stoffwechselwirkung. Die Langzeitresultate bezüglich Gewichtsverlust sind mit denen eines Magenbypass vergleichbar. 
Die Sleeve-Gastrektomie ist eine nicht reversible Operation. 

Wichtigste Punkte zur Sleeve-Gastrektomie: Risiken, Resultate

Risiken

 

  • Reflux
  • Nicht reversibel

Gewichtsverlust

 

  • ca. 65% EBMIL
  • Langfristige Wirkung  

Innere Hernien

 

  • Kein Risiko für innere Hernien

  Komorbiditäten

      

  • Diabetesremisssion 
  • Arterielle Hypertonie 

  Biliopankreatische Diversion

Die Biliopankreatische Diversion (BPD) ist eine sehr effektive und auch bewährte Operationstechnik. Bei dieser Operation wird der Weg von Nahrungsbrei und Verdauungssäften weitgehend getrennt. Die gemeinsame Verdauungsstrecke, die noch zur Verfügung steht, wird massiv verkürzt, was zu einer verminderten Resorption von Nahrungsbestandteilen führt. 
Durch die starke Verkürzung des gemeinsamen Darmabschnitt auf 75-100cm kommt es in logischer Folge zu mehr oder weniger ausgeprägten Mangelerscheinungen. Nebst einem Mangel an Vitaminen und Spurenelementen muss zusätzlich auf eine genügende Proteinversorgung geachtet werden. Während dem dies auch bei anderen Operationen wie z.B. dem Magenbypass wichtig ist, ist bei der biliopankreatischen Diversion das Ausmass deutlich stärker. 
Bezüglich des möglichen Gewichtsverlustes ist die BPD hingegen die effizienteste Operation,¨ü' die uns zur Verfügung steht. Auch bezüglich Therapie des Diabetes Typ 2 ist diese Operation am effektivsten.  
Aufgrund der teilweise einschränkenden Nebenwirkungen kommt diese Operation nur in sehr ausgewählten Fällen in Frage. Eine äusserst strikte Anbindung an ein bariatrisches Zentrum ist eine zwingende Voraussetzung. 







Wichtigste Punkte zur biliopankreatischen Diversion: Risiken, Resultate

Risiken

  

  • Vitaminmangel
  • Eiweissmangel
  • Blähungen
  • Schlechtere Wundheilung  

Gewichtsverlust

 

  •   >75% EBMIL
  • Langfristige Wirkung

Komorbiditäten

 

  • Diabetes Remission
  • Arterielle Hypertonie
  • Dyslipidämie

Kostenübernahme

Grundsätzlich werden alle bariatrischen Operationen von der Grundversicherung übernommen, wenn gewisse Kriterien erfüllt sind. Nebst der Erfüllung dieser Kriterien muss die Behandlung auch durch ein interdisziplinäres Team durchgeführt werden und die Operation von einem von der SMOB (Swiss Study Group for Morbid Obesity) anerkannten Chirurgen an einem entsprechenden Zentrum durchgeführt werden. Wir erfüllen sämtliche notwendigen Kriterien und können Ihnen somit die Behandlung von der ersten Abklärung über die Operation und die Nachbetreuung vollständig anbieten. Für Patienten, die nicht alle Kriterien erfüllen, aber dennoch eine operative Therapie wünschen, erstellen wir gerne eine individuelle Kostenofferte. 

BMI

Für eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse muss Ihr BMI über 35kg/m2 betragen. 

Konservative Therapie

Vor der Operation muss eine konservative Therapie (z.B. Diäten, Ernährungsberatung, Medikamente) während einer Gesamtdauer von 2 Jahren nachgewiesen werden. Bei einem BMI über 50kg/m2 muss lediglich 1 Jahr konservative Therapie nachgewiesen werden. 

Bedenkzeit

Vom Zeitpunkt des ersten Kontaktes mit unserem Zentrum bis zur Operation muss eine Mindestdauer von 3 Monaten als Bedenkzeit eingehalten werden. Diese Zeit kann aber bereits zur Abklärung und Vorbereitung auf die Operation genutzt werden.